Mit Leidenschaft im Einsatz für andere

Egal ob Feueralarm, ausgelaufenes Öl oder tödlicher Autounfall – Anna Mai ist mit von der Partie, wenn die aktive Feuerwehr in Aulendorf zum Einsatz ausrückt. Die 19-Jährige aus Aulendorf ist Feuerwehrfrau aus Leidenschaft und als einzige Frau bei den Aktiven in Aulendorf dabei.

 

Blonde Haare, braune Augen, strahlendes Lächeln – im ersten Moment wirkt die 19-Jährige fast ein wenig zurückhaltend. Doch als sie mit geübten Griffen ihre Atemschutzmaske anlegt und sich energisch die dazugehörende Atemschutzflasche auf den Rücken schnallt wird klar, sie kann sich behaupten und weiß genau, was zu tun ist. „Seit ich 18 bin, bin ich bei den Aktiven dabei“, sagt die 19-Jährige und ergänzt: „Davor war ich schon bei der Jugendfeuerwehr.“ Mit 14 ist sie dort beigetreten. „Mein Vater ist Feuerwehrkommandant in Tannhausen, da war ich schon als kleines Kind bei den Proben mit dabei“, erinnert sie sich. Was zuerst mehr Freizeitbeschäftigung war, habe sich dann aber zur Berufung entwickelt. „Mit 17 habe ich dann den Grundlehrgang gemacht, um zur aktiven Feuerwehr wechseln zu können.“ Bei geschätzten 50 Einsätzen war sie seither dabei. „Die Kameradschaft macht mir viel Spaß“, begründet sie ihre Begeisterung für die Feuerwehr. Es sei ein tolles Gefühl, anderen zu helfen, außerdem genieße sie auch den Adrenalinkick: „Sobald der Piepser losgeht, kommt das Adrenalin.“

 

Körperliche Grenzen

 Die einzige Frau unter Männern zu sein ist für Mai nichts Neues, auch bei der Jugendfeuerwehr war das nicht anders. „Zwischenzeitlich sind da aber mehr Mädels dabei“, freut sie sich. Im Vergleich zu den Männern komme sie als Frau vor allem körperlich schneller an ihre Grenzen. „Ich habe einen Atemschutzlehrgang gemacht und die komplette Ausrüstung wiegt 40 Kilo, das merkt man schon.“ Dafür gehe sie auch ins Fitnessstudio, um die Rückenmuskulatur zu trainieren. „Aber sonst ist es kein Problem.“ Warum nicht so viele Frauen bei der Feuerwehr sind? „Allgemein wird es viele abschrecken, dass man auch nachts kommen muss, wenn der Piepser runter geht.“ Viele können auch einfach die Kinder nicht alleine lassen, vermutet sie. „Manche haben vielleicht auch Respekt, weil es natürlich schon als Männerdomäne gilt.“ Egal ob Mann oder Frau – im Ernstfall werde keine Rücksicht darauf genommen. „Vor Ort leiste ich das, was alle anderen auch leisten“, betont die 19-Jährige.

 

Die Einsätze selbst seien meist sehr verschieden. „An was man sich immer erinnert, sind die Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten.“ Gut eine Woche daure es schon, bis man so einen Einsatz im Normalfall verarbeitet habe. „Bei der Feuerwehr gibt es sonst auch Psychologen, zu denen man gehen kann.“ Ein Einsatz, der ihr im Gedächtnis geblieben ist, ist der Brand eines Bauernhofs samt Wohngebäude zu Beginn des Jahres. „Das war mein erster Einsatz mit Atemschutz.“ In der Theorie während des Lehrgangs habe sie gelernt, wie sich das Feuer bei einem Brand verhält – das in der Realität zu erleben, sei aber doch noch mal etwas anders.

 

Zwar habe sie Respekt vor den Einsätzen, Angst habe sie aber nie. Trotz allem sei es manchmal nicht ganz einfach. „Bei den Einsätzen stören die Gaffer, die währenddessen sogar Fotos machen, das ist manchmal schwierig.“ Die größte Herausforderung sei aber, in brenzligen Situationen selbst ruhig zu bleiben. „Wir müssen Ruhe ausstrahlen, um zum Beispiel eingeklemmten Personen zu vermitteln, wir sind da und es wird alles wieder gut.“

 

Im Herbst 2017 will Mai zum Studieren, eventuell auch weiter weg. Auf die Feuerwehr zu verzichten, kommt trotzdem nicht in Frage. „Es gibt ja auch noch die Wochenenden und die Semesterferien“, sagt sie. Sie will noch den Truppenführerlehrgang machen und nach dem Studium den Gruppenführer – „das ist der Chef auf dem Auto“. Dafür brauche es aber viel Erfahrung, die sie bis dahin noch sammeln will.

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Erschienen unter szon.de

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