Techn. Hilfe / Gefahrgut
Die alarmierten Einsatzkräfte brachten zunächst den Fahrer sowie Unfallzeugen aus dem Gefahrenbereich und richtete einen Sperrzone von 150 Meter um das Fahrzeug herum ein.
„Das ist das Wichtigste bis man weiß: tritt tatsächlich Gas aus oder nicht“, berichtete Feuerwehrkommandant und Einsatzleiter Markus Sonntag, der die Lage am Vormittag als „beherrschbar“ beschrieb. Allerdings: „Gas ist immer gefährlich.“ Entsprechend seien die Einsatzkräfte nach der „Gams-Regel“ vorgegangen: Gefahr erkennen, Absperren, Messen, Spezialkräfte anfordern.
60 Schüler evakuiert
Im Laufe des Einsatzes stellte die Feuerwehr fest, dass etwas Gas „im beherrschbaren Bereich“ aus dem verunglückten Lkw austrat. Trotzdem wurde noch am Morgen entschieden, das nahe Erlebniszentrum Dobelmühle vorsichtshalber zu evakuieren. Rund 60 Schüler aus Munderkingen waren dort laut Feuerwehr im Schullandheimaufenthalt. „Wenn tatsächlich größere Mengen Gas austreten sollten, würde das eine große Gefahr für die Schüler darstellen“, begründete Sonntag diese „notwendige Präventionsmaßnahme“.
Zwei Faktoren hatte die Feuerwehr dabei im Blick: Die Dobelmühle liegt im Tal und der Wind wehte in diese Richtung. „Propangas ist schwerer als Luft, würden große Menge Gas austreten, würde es sich hier im Tal sammeln und dann reicht ein Funke und wir haben Probleme, die keiner haben will.“ Für die höher gelegenen Wohnplätze der Umgebung habe keine Gefahr bestanden.
Die Evakuierung der Schüler verlief indes ruhig und ohne Probleme, heißt es aus Feuerwehrkreisen. Sie wurden in die Aulendorfer Stadthalle gebracht, wo die Fünftklässler Ball spielten und mit Getränken versorgt wurden. Es war ohnehin ihr Abreisetag. Einer Gruppe, die nachmittags anreisen sollte, wurde kurzfristig für diesen Tag abgesagt, sodass die Stadthalle gegen Mittag nicht weiter gebraucht wurde, wie Hauptamtsleiterin Brigitte Thoma mitteilte.
Zwei Spezialkräne im Einsatz
Die Bergung des Gefahrgut-Lkws zog sich indes bis in die Abendstunden. Das Fahrzeug wurde mithilfe zweier Kräne und Spezialkräften der Berufsfeuerwehr Reutlingen aufgestellt.
Am Nachmittag mussten die Einsatzkräfte zunächst den Untergrund so befestigen, dass die beiden Kräne einen sicheren Stellplatz hatten. Die schmale Straße wurde dazu verbreitert und mehrere Lkw-Ladungen Kies aufgeschichtet. Die schweren Kräne, gerade auch bei dem vorherrschenden Regenwetter, einfach in die Wiese zu stellen, war nicht möglich.
Aufstellen ist kritischer Moment
Als kritische Situation ordnete Kommandant Sonntag den Moment ein, als der nach wie vor mit Propangas beladene Gefahrgut-Lkw am späten Nachmittag aufgestellt wurde, „weil beim Aufstellen des Lkws gegebenenfalls Armaturen oder der Gastank beschädigt werden können. Wir wollen unter allen Umständen vermeiden, dass Gas austritt“, so Feuerwehrkommandant Sonntag.
Nachdem der Lkw auf den Rädern stand wurde damit begonnen, das Gasgemisch aus dem beschädigten Fahrzeug in einen zweiten Lkw umzupumpen. Die nicht ungefährlichen Arbeiten dauerten am Abend noch an. Die K 7956 war voll gesperrt. Der Verkehr wurde örtlich umgeleitet.
Fahrer wollte Gegenverkehr ausweichen
Von der schmalen Straße abgekommen ist der Gaslaster kurz vor der Abzweigung Dobelmühle, weil er laut Polizei wegen Gegenverkehr nach rechts ausweichen wollte. Das Bankett gab unter dem Gewicht des Lkws nach, der deshalb in die Böschung abrutschte und sich überschlug.
Laut Blönrieds Ortsvorsteher Hartmut Holder gab es auf dieser Strecke bereits früher Unfälle. „Ich erinnere mich an einen Lkw-Unfall, aber ohne Gefahrgut.“ Ein Problem sei das abfallende Bankett und die steile Böschung. Für die sanitätsdienstliche Absicherung des Einsatzes war die DRK-Ortsgruppe Aulendorf vor Ort. Die Feuerwehr war zunächst mit rund 70, im Tagesverlauf noch mit 25 Einsatzkräften am Unfallort.
Bericht: Paulina Stumm, Schwäbische Zeitung
Kran verunglückt auf dem Rückweg
Leider kam es bei der Rückfahrt des Feuerwehrkrans aus Reutlingen zu einem weiteren Unfall. Das schwere Fahrzeug kam auf dem Rückweg ebenfalls in ein aufgeweichtes Bankett und stürzte die Böschung hinunter.
Wir möchten uns auf diesem Wege nochmal ausdrücklich bei den Kameraden aus Reutlingen für ihren Einsatz bedanken und wünschen dem verletzten Kameraden alles Gute und eine schnelle Genesung!
Südwestpresse: