Abschied von einem tatkräftigen Macher

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Kurt Seifert

 

Kurt Seifert ist am 24. Dezember 2019, mit 80 Jahren gestorben. (Foto: privat/Zinser)

Quelle: Schwäbische Zeitung

Redakteurin: Paulina Stumm

Der ehemalige Kommandant der Tannhausener Feuerwehr, Kurt Seifert, ist an Heilig Abend, 24. Dezember, verstorben. Er wurde 80 Jahre alt. Als Landwirt und Lohnunternehmer sowie über sein kommunalpolitisches Engagement gestaltete er die Entwicklung des Aulendorfer Teilorts über viele Jahre hinweg tatkräftig, meinungsstark und manchmal auch seiner Zeit voraus mit. Ein Nachruf.

Von 1973 an war Seifert 30 Jahre lang Kommandant der Feuerwehrabteilung Tannhausen. Der Ausbau der feuerwehrtechnischen Infrastruktur war ihm ein großes Anliegen. „Da war er innovativ“, sagt etwa Franz Thurn, stellvertretender Ortsvorsteher und Feuerwehrkamerad, und verweist auf Atemschutzgeräte, die schon zu einer Zeit angeschafft wurden, als das moderne Gerät anderswo noch misstrauisch beäugt wurde. Dass mit Güllefässern der Landwirte Löschwasser an Einsatzorte gefahren wurde, wenn die Wasserversorgung dort knapp war, das sei schon früh seine Idee gewesen, erinnern sich Wegbegleiter. Auch für den Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Tannhausen setzte sich Seifert stark ein.

Waldbrandübungen mit Helikoptern

Wichtig war ihm ob des nahen Rieds das Thema Wald- und Riedbrandgefahr. Seine letzte große Waldbrandübung samt Bundeswehrhelikoptern aus Laupheim leitete er als Kommandant im Mai 2003. Im Folgejahr schied Seifert 65-jährig, mit Erreichen der Altersgrenze aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus. Seine Leidenschaft für das Löschwesen hat indes auch in der eigenen Familie Spuren hinterlassen; sein Sohn Martin Seifert ist heute stellvertretender Kommandant der Aulendorfer Wehr.

Als Unternehmer hatte Seifert den Lauf der Zeit im Blick. Der Landwirt arbeitete auch als Schweißer bei Hermann Lanz in Aulendorf, und legte im Jahr 1968 mit dem Kauf des ersten Mähdreschers den Grundstein für das heute von seinem Sohn Harald Seifert geführte Lohnunternehmen Seifert. Als die landwirtschaftliche Kundschaft um 1978 vermehrt auf Ackerbohnen setzte, konnte Seifert aus Erfahrung bei der Maisaussaat profitieren. Er führte als erster Unternehmer in der Region Einzelkornsaat bei Ackerbohnen durch. Auch hier traf Ideenreichtum auf handwerkliches Geschick, denn hierfür wurde eigens ein Maissägerät für den Einsatz bei Ackerbohnen modifiziert.

Kommunalpolitisches Engagement

Von 1970 an gehörte Seifert zwei Jahre lang, bis zur Eingemeindung der Ortschaft, dem Tannhausener Gemeinderat an. Danach war er bis 2009 CDU-Stadtrat im Gemeinderat und Mitglied des Ortschaftsrats, zeitweise auch stellvertretender Ortsvorsteher. Seine Tochter Margit Zinser-Auer ist heute Ortsvorsteherin in Tannhausen.

Für sein 39 Jahre dauerndes kommunalpolitisches Engagement wurde Seifert mit der silbernen und der goldenen Ehrenmedaille des Gemeindetags ausgezeichnet. Dass er nicht immer auf Linie seiner CDU-Fraktion unterwegs war, störte die einen und beeindruckte die anderen. „Ich habe ihn als kritischen Kollegen kennengelernt und dafür habe ich ihn auch geschätzt“, sagt etwa der ehemalige CDU-Stadtrat Hartmut Holder, „seine Charakterstärke war, dass er auch innerhalb der Fraktion seine Meinung vertreten hat – und entsprechend abstimmte“. Die Belange der Ortschaften durchzusetzen, auch nach der Eingemeindung, war dabei eines seiner Themen.

Tempolimit an Tannhauser Kreuzung

Kurt Seifert setzte sich für die Landwirtschaft ein, lebte mit und von der Natur. Das Ende des Torfabbaus im Ried war ihm ein Anliegen. Einige tödliche Unfälle im Bereich der Tannhauser Kreuzung sorgten dafür, dass er sich für Tempo 70 dort stark machte. „Dass so etwas vor der eigenen Haustüre passiert, sah er nicht ein, wo es mit einem Tempolimit zu ändern war“, erinnert sich der heutige Abteilungskommandant der Tannhausender Wehr, Anton Mai. Auch für den Radweg nach Tannweiler setzte er sich ein. Das neue Dorfgemeinschaftshaus war ihm wichtig, nicht zuletzt, weil ihm ein dorfeigener Kindergarten ein Anliegen war. Für den mit viel Eigenleistung der Dorfgemeinschaft erstellten Bau stellte er Maschinen und Arbeitskraft zur Verfügung, wie auch früher schon, etwa bei den Arbeiten zur Flurbereinigung in den 1970er-Jahren.

Klare Meinung trifft Tatkraft

Wer Weggefährten zuhört, dem vermittelt sich das Bild eines Mannes, der tatkräftig und zielstrebig an selbstgesteckte Projekte herantrat, und der sich für das Wohl der Allgemeinheit, sei es mit Ideen, seiner Arbeitskraft oder Maschinen aus dem eigenen Unternehmen einbrachte – und der dabei weder Widerstand noch Aufwand scheute. Ein geradliniger Mensch, der, weil er eine klare Meinung hatte, wusste, wo es lang geht.

Der gebürtige Tannhausener hinterlässt seine Frau und vier Kinder. Familie und Weggefährten haben im Trauergottesdienst und bei der Beerdigung am Montag Abschied von Kurt Seifert genommen.

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